Wort des Superintendenten Stephan Hoenen zum neuen Jahr
Das neue Jahr hat begonnen. 2025. Auch wir in Magdeburg blicken nach vorn,
doch kommen wir noch nicht los vom letzten Jahr. Vom 20.Dezember 2024. Magdeburg erlebte einen der dunkelsten und traurigsten Tage. Der Anschlag galt den Besucherinnen und Besuchern des Weihnachtsmarktes. An diesem Abend waren sehr viele dort unterwegs. So ist die Opferzahl hoch: 6 Tote und mehr als 200 Verletzte sind zu beklagen.
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Seitdem erreichen den Kirchenkreis ganz viele Nachrichten von Menschen, die ihre Verbundenheit mit Magdeburg zum Ausdruck bringen. Dafür möchte ich auch an dieser Stelle Dank sagen. Menschen, die beten, die bereit sind zu helfen, die unser Leid und unsere Trauer teilen.
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Dann kann ich auch von der Hilfe berichten, die in Magdeburg geleistet wurde. Hilfe, die professionell und zugleich sehr, sehr menschlich war. Damit meine ich die Rettungskräfte aller Bereiche und die Seelsorgerinnen und Seelsorger im Einsatz. Aber es gibt dankenswerterweise so viele Berichte, wo Menschen direkt an diesem Abend ihre Kraft und Hilfe zur Verfügung stellten, die Verletzte und Traumatisierte begleiteten, nicht allein ließen. Das hat mir die im Einsatz befindliche Leiterin der Notfallseelsorge schon gleich am Abend des Anschlags berichtet.
Das hat sich fortgesetzt. Auf Magdeburg liegt ein riesengroßer Schatten der
Traurigkeit – und zugleich ist das Mitgefühl der Magdeburgerinnen und Magdeburger da.
Es zeigt sich in den Blumen und Kerzen vor der Johanniskirche und an anderen Orten der Stadt.
Es zeigt sich an der Teilnahme am ökumenischen Gedenkgottesdienst im Magdeburger Dom genau 24 Stunden nach dem Anschlag. Nicht nur der Dom – sondern der ganze Domplatz waren mit Menschen gefüllt, die ihre Anteilnahme zeigen wollten.
Als Kirche haben wir den Raum, die Worte, Musik und Gesten, das Leid aufzunehmen und der Traurigkeit einen Ort zu geben: Das Entzünden von Kerzen oder das Sprechen von Gebeten gehört dazu. Worte werden wichtig. Worte der Verkündigung, die aussprechen, was es uns schwermacht, und zugleich Trost geben.
Und wir haben Menschen in der Kirche, die sich Zeit nehmen, die ausgebildet sind, um Seelsorge leisten zu können. Sei es in den Notfallseelsorgeteams oder eben im Dienst der geistlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger. Da sind auch unsere Krankenhausseelsorgerinnen gefragt gewesen in allen Kliniken der Stadt Magdeburg und auch im Umland.
Nicht unerwähnt soll die Menschenkette sein, die am 23.12. das ganze Areal des Alten Marktes umfasste. Es waren Tausende gekommen, die Kette war nicht nur 2-3- fach stark, sondern an viele Stellen 10-fach, wie dort, wo ich gestanden habe – Ecke Julius-Bremer-Straße. Die Kraft der Stille, des Lichts und der Gemeinschaft war an diesem Abend vor Weihnachten besonders spürbar.
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Es gibt immer wieder Menschen, die sich der Ohnmacht nicht ergeben, die sich der Trostlosigkeit widersetzen.
Auch wir werden die menschliche Kraft zum Guten wiedergewinnen, Offenheit untereinander pflegen und den Lebensmut der Menschen immer wieder entfachen.
Gott lässt uns dabei nicht allein. Auch nicht im Jahr 2025. Möge es gesegnet uns entgegenkommen.
Stephan Hoenen, Superintendent
03.Januar 2025, (geändert am 10.01.2025)